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Die 3 besten Entscheidungen, die ich je getroffen habe

Die 3 besten Entscheidungen, die ich je getroffen habe

 

Nachdem unsere Kinder erwachsen waren und eigene Wege gingen, haben mein Mann und ich unser Leben bewusst so gestaltet, wie es zu uns und unseren Vorlieben passte. Aber dann geschah etwas Unvorhersehbares. Ich wollte einen regionalen Krimi verschenken. Doch bei meinem Besuch in der Bücherstube in Haan stellte ich fest, dass es keinen Haaner Krimi gab. So machte ich mich auf den Weg und schrieb meinen ersten Haaner Krimi. Im Oktober 2017 veröffentlichte ich ihn voller Stolz. Seither ist es für mich normal, als Autorin durch Haan zu gehen. Ich entscheide wann, wo, worüber und wie viel ich schreibe. Es gefällt mir, Geschichten in und um die Straßen Haans auszudenken und nieder zuschreiben.

Mein erster Haaner Krimi „Ausgelebt“ lief so gut an, dass ich mich sofort an den zweiten Haaner Krimi „Eine Königin zieht das Schwert“ gewagt habe. Es fühlte sich hervorragend an. Die Verkaufszahlen überstiegen meine Vorstellungen um ein vielfaches. Der erste Haaner Krimi verkaufte sich wie geschnitten Brot. Die ersten Rezensionen und viele Gespräche mit den Bürgern Haans waren Feenstaub für meine Seele.

Aber dann kam die Ernüchterung: Die Namen des Krimis wurden zum Stein des Anstoßes. Die einen liebten, die anderen hassten die skurrilen Namen der Protagonisten. Wenn über den ersten Haaner Krimi gesprochen wurde, waren die Namen immer das Thema Nummer eins. Damit hatte ich nicht gerechnet. Denn ich hatte ein anderes Ziel. Meine Geschichte war zwar frei erfunden, dennoch habe ich ein sozialkritisches Thema behandelt. „Alkoholkrankheit“. Aber dieses Thema ist völlig untergegangen, weil die Namen der Protagonisten den ersten Haaner Krimi dominierten. Obwohl ich die Namen so lustig fand, begann ich sie zu verfluchen. Denn sie haben dem ernsten Thema nicht nur die Aufmerksamkeit geklaut, sie handelten mir auch sehr viel Kritik ein. Die folgenden Rezensionen gingen unter die Haut und taten weh.

Betroffenheit und Reue beherrschten meine Gedanken und die Sorge, nicht gut zu schreiben und nicht akzeptiert zu werden breitete sich immer weiter aus. Aber Sorgen und trübe Gedanken sind kein guter Begleiter. So tat ich das, was ich für das Vernünftigste hielt und trennte mich von den skurrilen Namen.

 

Warum ich über sozialkritische Themen schreibe

Die Gesellschaft verdrängt sehr gerne die offenen Wunden, obwohl sie zum „Tagesgeschäft“ gehören. Ich wollte hinter die Probleme schauen. Den Betroffenen eine Stimme geben und den Wunden auf den Grund gehen. Ich hatte zum Glück keine Berührungsängste vor den Tabuthemen der Gesellschaft. Alkohol kennt kein Limit. Die Zahl der alkoholkranken Menschen steigt stetig. Ich las, dass 1,8 Millionen Deutsche als alkoholabhängig gelten. Damit stand mein Thema für den ersten Haaner Krimi fest.

Mein zweiter Haaner Krimi sollte auf der Haaner Kirmes spielen. Aber bei der Suche nach dem Motiv und dem Thema tat ich mich sehr schwer. Ich wollte mit dem Krimi ja keine Angst verbreiten und erst recht nicht das „Heiligtum der Haaner, ihre Kirmes“ in ihrem Ansehen beschädigen. Genau in dieser Findungsphase stieß ich auf eine Frau. Sie erzählte aus ihrem Leben und berichtete von ihrem eigenen kindlichen Missbrauch. Sie erzählte ganz offen von diesen schrecklichen Dingen, so als wenn sie sich als Kind mal ein Bein gebrochen hätte. Schlimm, aber selbstsicher und aufrichtig. Ihre Geschichte stellte mich vor eine große Herausforderung, denn mein Magen schnürte sich zusammen und ich stellte fest, dass Kindesmissbrauch mein eigenes Tabuthema war. Sicherlich wurde ich durch die Medien mit dem Kindesmissbrauch konfrontiert. Aber da war immer noch die schützende Scheibe des Fernsehers dazwischen. Nach den Nachrichten verbannte ich diese Informationen aus meiner Gedanken- und Gefühlswelt. Aber jetzt bekam der Kindesmissbrauch ein Gesicht.

 

Warum so ein problematisches Thema

Dieses Gespräch hat mich nachhaltig geprägt und ich ließ mich auf dieses problematische Thema ein. Ich kaufte mir Bücher und recherchierte im Internet. Es war grausam. Alle meine Sinne und Ängste waren in Aufruhr. Ich habe mich noch nie in meinem Leben so erschüttert und hilflos gefühlt. Die Höhen und Tiefen der Gefühle hielten mich an diesem Thema fest. Was ich las, war einfach nur der pure Wahnsinn. Ein ungesundes Auf und Ab der Emotionen prägten in dieser Zeit meine Gedanken. Ich fühlte mich verloren in dieser grausamen Realität. Die ich zum Glück nur lesen, die Kinder aber durchleben mussten.

Und genau diese Tatsache brachte mich weiter. Ich fing an, das Gelesene in eine Geschichte zupacken und gab den Opfern eine Stimme. Die Geschichte hat ihren Ursprung nach dem Zweiten Weltkrieg und erzählt das Leben einer besonderen Frau.

 

Warum ich den zweiten Haaner Krimi so geschrieben habe

Gerade die Seelenstürmer der Nachkriegsgeneration haben vielfach unter den seelischen Auswirkungen des 2. Weltkrieges gelitten. Viele Menschen dieser Generation tragen ihr Leiden still unter der Haut. Ob sie dies bewusst oder unbewusst tun, vermag ich nicht zu beurteilen. Aber dieses stille Leiden blockiert sie. Es schlummert in unerfüllten Träumen, unglücklichen Beziehungen, es kann zu Krankheiten, Depressionen und etlichen anderen Problemen führen.

Schweigen macht aber keinen Sinn. Sich still dem Schicksal zu ergeben, auch nicht. Ich glaube an die Gerechtigkeit und daran, dass das Gute siegt.

Deine Kirsten 

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